Die DNA der Stadt

Städte lesen lernen
Der Schwarzplan einer Stadt ist die ehrlichste Infografik. Daraus lässt sich ablesen, wie die Geschichte der Stadt mitgespielt hat. Was sie aufblühen ließ, welche Wunden sie davon trug und wo das nächste Kreativ-Quartier entsteht. Das macht Schwarzpläne über ihre ästhetische Wirkung hinaus so interessant.

Einhundert deutsche Städte wurden auf den Röntgentisch gelegt und auf die Bauten als tiefschwarze Flächen reduziert. In Maßstab und Darstellung derart vereinheitlicht zeigen die Städte ihre Struktur umso lesbarer. Ohne die Ablenkung urbaner Umtriebigkeit wird so das Erbgut der Städte entdeckt und eine Art Meta-Urbanität lesbar, die dem Begriff Stadtbaukunst seine Bedeutung zurückgibt.
Gleichzeitig ist eine Art städtebauliches Baukastensystem der Jahrhunderte erkennbar: Plätze für Markttätigkeit oder Versammlungen, breite Straßen, wenn das Militär sie für Paraden brauchte, Befestigungen, wenn die Stadt strategische Bedeutung hatte, Gemeindezentren und flatschige Schulbauten, wenn es sich um Stadterweiterungen der Neunzehnhundertsiebziger Jahre handelt. Diese Stadtbausteine sind die Vokabeln des Städtebaus. Sie zu kennen, heißt die Sprache der Stadt verstehen lernen.

 

Die DNA der Stadt
Ein Atlas urbaner Strukturen in Deutschland

 

Inga Mueller-Haagen

Jörn Simonsen

Lothar Többen

 

Gestaltung:

Tom Mrazauskas 

Verlag Hermann Schmidt

2014